Annkatrin Kaul-Trivolis


Sebastiano Restas Galleria Portatile


Eine Fallstudie zur Visualisierung von Künstlergeschichten und der Konstruktion von Kunstgeschichte um 1700


Broschur, Fadenheftung, 24 x 17 cm,

ca. 230 Seiten, ca. 60 Abbildungen

ISBN 978-3-942919-16-6


Das E-Book zu dieser Publikation erscheint auf

arthistoricum.net (Open Access)


Erscheinungstermin: Herbst 2024

Der aus Mailand stammende Oratorianer Sebastiano Resta (1635–1714) agierte als Sammler von Künstlerzeichnungen im Netzwerk Gelehrter, Künstler und Dilettanti im frühneuzeitlichen Rom. Im Spannungsfeld der Vermittlung von Wissen über die italienische Geschichte der Kunst und dem sich stetig fortentwickelnden Sammlermarkt füllte Sebastiano Resta über dreißig Klebealben mit Zeichnungen. Der Klebeband wird von ihm jedoch nicht nur als Ordnungsmedium verstanden. Er entwarf auf den Seiten der Alben unter Einbezug der eigenen Handschrift vielmehr sein Verständnis von der Entwicklung der Geschichte der italienischen Kunst, welches er durch das Medium Handzeichnung zu vermitteln gedachte. Durch Beischriften, Anekdoten, Verweise sowie Zitate aus den zeitgenössischen Schriften zur Kunst schrieb Sebastiano Resta sein individuelles Verständnis für den ausführenden Künstler auf die Montageseiten ein und befleißigt damit nicht zuletzt den Betrachtenden sich noch einmal ausführlicher mit den zugehörigen Zeichnungen zu befassen.


Bereits zu Lebzeiten wurden die individuell gestalteten und reich geschmückten Klebebände Sebastiano Restas in seinem Umfeld als Wissenssysteme wahrgenommen und bei ihm oftmals auch individuell in Auftrag gegeben. Im 18. Jahrhundert, als das Klebealbum als Ordnungssystem sukzessive dynamischen Aufbewahrungssystemen wich, wurden Restas Alben jedoch aufgelöst und besonders in englischen Sammlungen in Kartonagen umgeordnet. Die meisten Bände können heute nur noch über Transkriptionen, welche bei der Umorganisation der Zeichnungen von den Texten Sebastiano Restas angefertigt wurden, nachvollzogen werden. Einige wenige Exemplare haben sich jedoch intakt erhalten.


Die Fallstudie beschäftigt sich mit einem solchen mehr oder weniger intakten Band Sebastiano Restas, welchen der Oratorianer zum Ende seines Lebens hin angefertigt hatte. In der Biblioteca Ambrosiana in Mailand blieb das Album mit dem bezeichnenden Titel Galleria Portatile ( dt. tragbare Galerie/auch Codice Resta) erhalten. Es offenbart dem Betrachtenden bis heute einen wahren Kosmos frühneuzeitlichen Gelehrtenwissens über italienische Kunst- und Stilgeschichte basierend auf der zeitgenössisch populären Annahme, dass das individuelle Talent des Kunstschaffenden übergeordnete Entwicklungen der Kunst nachhaltig zu beeinflussen im Stande ist. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, durch eine interdisziplinäre multifokale Perspektive nicht nur den Wert der Zeichnung als epistemischen Bedeutungsträger zu untersuchen, sondern vielmehr im Close Reading einzelner Montageseiten als Fallbeispiele Sebastiano Restas Quellen und Strategien der Wissensvermittlung offenzulegen und im Kontext der Wissensvermittlung um 1700 auszudeuten.

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Cover folgt

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